Den Brühler Kunstpreis für Druckgrafik und Handzeichnung sprach die Jury 2019 der Künstlerin Hiltrud Zierl zu.
Die Preisvergabe findet am 14.11.2019 um 19 Uhr im Rahmen der begleitenden Ausstellung mit Werken von Hiltrud Zierl im Brühler Kunstverein statt.
Die Laudatio hält Dr. Martin Seidel, Kunsthistoriker.
Brühler Kunstverein in der 'Alten Schlosserei', Clemens-August-Str. 24 in 50321 Brühl
Ausstellungsdauer: 15. bis 24.11. 2019, Mo-Fr 12-18 Uhr, Sa/So 13-17 Uhr
„Ich seh´ es fühlend“,
Glouster zu Lear in Shakespeares „König Lear“, vierter Akt, sechste Szene.
Was anderes bringt eine Künstlerin wie Hiltrud Zierl dazu, sich zeichnend, vor Ort mit der frühromanischen Bildhauerei zu beschäftigen, wenn nicht eine gewisse Reaktivierung der romanischen
Ausdrucksenergie? Sie betrachtet unmittelbar, das heißt ohne kunsthistorischen oder stilistisch-konzeptionellen Filter die steinerne Szene und macht sich ansprechbar im Sinne eines tiefen
Erkennens geistiger und seelischer Zustände, im Sinne des Lesens einer affektiven, gefühlshaften Verfasstheit. Hier wird das Zeichnen zu einer Nachahmung von gefühlter Mimik und Gebärde, und die
zeichnende Hand schließt in der Gestaltung den Kreis des Verstehens. Vor allem aber erweist sich Hiltrud Zierl als eine hochbegabte Rhythmikerin, die die ästhetische Empfänglichkeit ihres
Publikums weit unterhalb des Kopfes trifft. Ernst Gombrich hatte einst formuliert, die Künstler des alten Ägypten hätten dargestellt, was sie wussten, die Künstler Griechenlands, was sie sahen,
die Meister der Romanik dagegen, was sie fühlten.
Text: Rolf Schanko
... Es ist bezeichnend und für den Gesamteindruck wichtig, dass Zierl die Farbe ohne Verwendung des Pinsels direkt mit den Händen aufträgt. Als wuchtige und vitale Kontrapunkte und als Ausweis
einer künstlerischen Glaubwürdigkeit, die sich nicht in Ästhetizismen verliert, schreiben sich häufig sogar die Abdrücke ihrer Handflächen und gelegentlich auch die Abdrücke von Schuhsohlen in
die filigrane Gestalt der Zeichnungen ein...
Martin Seidel, aus dem Katalogtext "Der vierte Ton", 2017
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